Portugal, Algarve 18. - 25. April 2017

Europäisches Chamäleon (Chamaeleo chamaeleon)
Europäisches Chamäleon (Chamaeleo chamaeleon)

Der "Frühlings-trip" vom 18. bis 25. April führte Roger und mich an die Süd-Atlantikküste von Portugal - die Algarve. Dieser zeichnete sich jedoch gleich von Beginn an durch sommerlich heisses und trockenes Wetter aus. Die erschwerten Bedingungen führten dazu, dass wir uns jeweils früh morgens und nachts auf die Suche nach Reptilien und Amphibien machten. Das grosse Ziel von Roger auf diesem Trip war die Südwestiberische Netzwühle (Blanus mariae). Ich erhoffte mir auf diesem Trip den u.a. in der Algarve verbreiteten Südlichen Marmormolch (Triturus pygmaeus) anzutreffen. Auf bisherigen Trips besuchten wir zumeist die Balkan-Region von Kroatien bis Griechenland, die Iberische Halbinsel ist zum grössten Teil Neuland für uns. Umso grösser war die Wahrscheinlichkeit für uns neue Arten hier anzutreffen.

 

18.04.17   Erster Abend

Gleich am ersten Abend waren wenige Meter von unserer Unterkunft entfernt die (unter den Laubfröschen) einzigartigen Rufe des Mittelmeer-Laubfrosches (Hyla meridionalis) zu hören. Die erste Nachtexkursion erbrachte die Entdeckung eines mittelgrossen Wasserloches, welches früher wohl als Viehtränke diente. An den Ufern, aber auch bis zu 10m vom Wasser entfernt waren massenhaft Iberische Wasserfrösche (Pelophylax perezi) sowie einige Mittelmeer-Laubfrösche visuell und auditiv zu beobachten. Beim Absuchen der Uferzone konnten mehrere Südliche Marmormolche (Triturus pygmaeus) sowie deren Larven gesichtet werden. Als Prädator für diese Amphibienarten wurden schnell zwei Vipernattern (Natrix maura) ausgemacht. Während dem ganzen Trip wurden sehr häufig Mauergeckos (Tarentola mauritanica) gefunden. Die nachtaktiven Geckos versteckten sich tagsüber hinter Fensterläden und unter Steinen. 

 

19.04.17   Staubtrockenes Portugal

Bereits seit drei Wochen vor unserer Ankunft gab es in der Algarve keinen Tropfen Regen mehr. Dies war merklich zu spüren. So fanden wir während dem ganzen Trip nicht einen Skorpion (Buthus occitanus) und nur sehr wenige Mittelmeer-Skolopender (Scolopendra cingulata) unter den gewendeten Steinen. Der Untergrund war bei 95% der Steine trocken. Als Hotspot während dieser Periode stellten sich Wasserlöcher und bewässerte Citrus-Plantagen heraus. Wie auch am letzten Abend waren wir in der Umgebung von Tavira unterwegs auf Fototour. In einer Orangenplantage (mit herrlich süssen Früchten) erwischten wir eine junge Hufeisennatter (Hemorrhois hippocrepis) und in einem nahe gelegenen Wasserloch waren 2 Maurische Bachschildkröten (Mauremys leprosa) aufgetaucht. Der nächtliche Ausflug zu den Dünen an der Küste galt den Europäischen Chamäleons (Chamaeleo chamaeleon). Die nachts schlafenden Reptilien fallen im Taschenlampen-Licht recht einfach auf. Nachdem zuerst ein adultes Chamäleon (vermutlich geboren im vorletzten Jahr) entdeckt wurde, folgten zwei Jungtiere (vermutlich geboren im letzten Herbst). Auf der Rückfahrt vermieste uns eine frisch überfahrene Treppennatter (Rhinechis scalaris) den Abend.

 

20.04.17   Den Doppelschleichen auf der Spur

Früh am Morgen sind häufig Algerische Sandläufer (Psammodromus algirus) zu beobachten. Die scheuen Eidechsen weisen allerdings eine deutliche grössere Fluchtdistanz als die Podarcis-Arten auf und sind folglich schwierig "In-Situ" zu fotografieren, geschweige denn zu fangen. Entlang eines Brackwasser-Überschwemmungsgebietes waren fielen mehrere Rippenmolche (Pleurodeles waltl) und Mittelmeer-Erdkröten (Bufo spinosus) der Strasse zum Opfer. Unter Steinen in Umgebung der Strasse konnte schnell ein Bedriaga-Skink (Chalcides bedriagae) und mehrere Schlammtaucher (Pelodytes punctatus / ibericus?) aufgespürt werden. Überall im austrocknenden Sumpf waren frisch metamorphierte Kreuzkörten (Epidalea calamita) auf der Flucht. Ebenfalls unter Steinen entdeckten wir zwei Netzwühlen (Blanus mariae). Die Tiere sind äusserst lichtscheu und lassen sich nicht widerstandslos bei Tageslicht fotografieren.

Da das Absuchen der Tümpel tagsüber dem Sprichwort "im Trüben fischen" glich, kehrten wir am selben Abend zum Überflutungsgebiet zurück und staunten nicht schlecht, als wir innerhalb von einer Stunde über 25 Rippenmolche in den seichten Wasserstellen ausmachten. Auch ein adultes Kreuzkröten Weibchen war in der regenarmen Nacht unterwegs.

 

21.04.17   Ostwind

Den ganzen Tag lang herrschten starke Winde, daher waren kaum Vertreter der Herpetofauna aktiv - einzig eine Netzwühle liess sich in ihrem Versteck unter einem Stein erwischen.

22.04.17   Im Reich der Eidechsennatter

Die Winde des Vortages legten sich und wir erkundeten einen still gelegten Schrottplatz mit vielen potentiellen Verstecken für Reptilien. Neben Algerischen Sandläufern konnte bald auch eine Häutung einer Treppennatter (Rhinechis scalaris) und eine junges Weibchen einer Eidechsennatter (Malpolon monspessulanus) gefunden werden. Die brütende Mittagssonne zog uns erneut ans Wasser eines wunderschön natürlichen Bachlaufes. Hier teilen sich die Vipernatter und die Iberische Ringelnatter (Natrix astreptophora) den Lebensraum. Maurische Bachschildkröten (Mauremys leprosa) in den tieferen Regionen des Bachlaufes provozierten wohl eine für von aussen Betrachtende lustige Szenerie der Schildkrötensuche - ausgerüstet mit Kamera und Unterhose...

 

23.04.17   Wassermonster - Larven des Rippenmolches

Beim Keschern in einem relativ stark bewachsenen Tümpel konnten Kaulquappen des Mittelmeer-Laubfrosches und Larven des Rippenmolches gefangen werden. Letztere beeindruckten mit einer imposanten Gesamtlänge von bis zu 7cm (siehe Grössenvergleich auf Foto).

 

24.04.17   Abstecher in die spanische Huelva

Am vorletzten Tag unseres Trips machten wir einen Abstecher in die Dünenlandschaft der spanischen Stadt "Huelva". Zu den Highlights dieses Ausfluges zählt neben den flinken Fransenfinger (Acanthodactylus erythrurus) ein Männchen von Carbonell's Mauereidechse (Podarcis carbonelli). Wie schon in der Algarve gehört der Algerische Sandläufer (Psammodromus algirus) wohl auch zu den häufigsten Eidechsen der Region von Huelva. Nur ein Exemplar des Westlichen Sandläufers (Psammodromus occidentalis) zeigte sich zwischen den algerischen Gattungsgenossen. In den Büschen der Dünen versteckten sich einige junge Chamäleons (Chamaeleo chamaeleon), diesmal gelangen sogar Bilder ohne den "verschlafenen Blick".  

Etwas von den Dünen entfernt gelangten wir zu einer traumhaften Tümpellandschaft. Junge Mittelmeer-Laubfrösche (Hyla meridionalis) beendeten gerade ihre Metamorphose und hüpften zahlreich an den Ufern herum. In den Tümpeln selber waren beeindruckend grosse Kaulquappen des Iberischen Messerfusses (Pelobates ibericus) zu finden.